50 Jahre Städtepartnerschaft Rutesheim und Scheibbs

Festakt 50 Jahre Städtepartnerschaft im Töpperschloss Neubruck

Stadtamtsdirektor Gerhard Nenning, der erste Beigeordnete der Stadt Rutesheim Martin Killinger, die Bürgermeisterin der Stadt Rutesheim Susanne Widmaier, der Bürgermeister von Scheibbs Franz Aigner, der Vizebürgermeister von Scheibbs Martin Luger ©Stadtgemeinde Scheibbs

Im Juli 1972 wurde die Städtepartnerschaft zwischen Scheibbs und Rutesheim, einer Stadt in Baden-Württemberg und zum Landkreis Böblingen gehörig, besiegelt und feiert damit im heurigen Jahr das 50jährige Jubiläum.

Aus diesem Anlass stattete eine Abordnung von Rutesheim mit Bürgermeisterin Susanne Widmaier, dem ersten Beigeordneten Martin Killinger und den Stellvertretern Wolfgang Diehm und Harald Schaber sowie eine Reisegruppe des Partnerschaftskomitees Rund um Henry Schort mit 8 Personen der Stadt Scheibbs einen Besuch ab. 

Am Donnerstag, den 20. Oktober wurde im Rahmen eines Festaktes im Töpperschloss Neubruck das 50jährige Jubiläum gebührend begangen. Sowohl die Rutesheimer Bürgermeisterin Susanne Widmaier als auch der Scheibbser Bürgermeister Franz Aigner betonten in ihren Ansprachen die Wichtigkeit der Gegenseitigen Besuche, die leider in den letzten drei Jahren pandemiebedingt nicht möglich waren, nun aber wieder laufend folgen sollen. So wurde bereits ein Termin für einen Gegenbesuch der Scheibbser in Rutesheim im kommenden Jahr ausgemacht. Umrahmt wurde der Festakt gebührend von der Stadtkapelle Scheibbs, die ebenfalls einen regen Austausch mit dem Musikverein Rutesheim pflegt. 

Besonders schön ist auch, dass neben der Gemeindeebene auch der freundschaftliche Austausch auf vereinsebene bestens funktioniert, wie die Besuche der Rutesheimer Feuerwehr beim jährlichen Magdalenenfest, gegenseitige Besuche der Nachwuchsfußballmannschaften, der Bäuerinnen, Vertreter des Roten Kreuzes oder, wie bereits erwähnt, der Musikkapellen zeigen.  

Um diese Partnerschaft auch symbolisch weiter zu verfestigen lies die Stadtgemeinde Scheibbs eigens zwei Karaffen als Gastgeschenk anfertigen. Die Organisation hierfür übernahmen die Scheibbser Gerald Zagler und Clemens Auer, von dem auch das Design stammt. Dabei haben die beiden Künstler die Wappenfarben der beiden Städte aufgegriffen und damit zwei Gegenstücke geschaffen, die durch die gleiche Formgebung optisch zusammengehören. Um den offiziellen Anlass zu unterstreichen wurden beide Gefäße mit Goldrand versehen. Des Weiteren lies die Stadtgemeinde anlässlich des Jubiläums neue Urkunden gestalten, die von Bürgermeister Franz Aigner und seiner Rutesheimer Kollegin unterzeichnet wurden. Zum Festakt wurde auch die Urkunde, mit der vor 50 Jahren die Städtepartnerschaft besiegelt wurde, mitgebracht. Im Gegenzug trugen sich der Scheibbser Bürgermeister Franz Aigner, Vizebürgermeister Martin Luger und Stadtamtsdirektor Gerhard Nenning in das Goldene Buch der Stadt Rutesheim ein und durften ebenfalls Gastgeschenke entgegennehmen. 

Nach dem Festakt ließ man den Abend noch gemütlich in der Gastwirtschaft Neubruck ausklingen. Am Freitag folgte für die Abordnung eine Stadtführung in Scheibbs, ein Besuch in Lunz im Haus der Wildnis und die gemeinsame Teilnahme an der Ausstellungseröffnung der NöArt „The Artist ist present“ im Scheibbser Rathaus. 

  • Bürgermeister Franz Aigner und Bürgermeisterin Susanne Widmaier bei der Eintragung ins Goldene Buch von Rutesheim

•	Bürgermeister Franz Aigner und Bürgermeisterin Susanne Widmaier bei der Eintragung ins Goldene Buch von Rutesheim

  • Auch dem Haus der Wildnis und dem Lunzer See wurde ein Besuch abgestattet

•	Auch dem Haus der Wildnis und dem Lunzer See wurde ein Besuch abgestattet.

  • Das Foto von 1954 zeigt das Fußballspiel zu Pfingsten 1954. Karl Schricker (rechts) bei der Wimpelübergabe

•	Das Foto von 1954 zeigt das Fußballspiel zu Pfingsten 1954. Karl Schricker (rechts) bei der Wimpelübergabe

  • Die Partnerschaftsurkunde wurde am 13.7.72 unterzeichnet

1972 wurde der Partnerschaftsvertrag unterzeichnet.


Die Geschichte der Städtepartnerschaft Scheibbs – Rutesheim

Initiator dieser Partnerschaft war Karl Schricker. Die Familie von Schricker zog während des Krieges von Wien nach Scheibbs, wo der Vater eine Zahnarztpraxis hatte. Der 1920 in Wien geborene Karl Schricker war im Krieg als Soldat in Rutesheim bei Christian und Emilie Duppel einquartiert. Er gehörte zu der sogenannten „Horst-Kompanie“, die für die Instandhaltung des Flugplatzes Malmsheim zuständig war.

Der fußballbegeisterte Niederösterreicher knüpfte schnell Kontakte und spielte in dieser Zeit in der Mannschaft des damaligen Rutesheimer Turnvereins. Nach seiner russischen Gefangenschaft zog Karl Schricker wieder nach Scheibbs, wo er 1949 seine Frau Resi heiratete. Er verlor in diesen Jahren nie den Kontakt zu seinen Quartiergebern Christian und Emilie Duppel sowie seinen ehemaligen Fußballkameraden in Rutesheim. 

Zu Pfingsten 1954 lud Karl Schricker die Mannschaften der nach dem Krieg gegründeten Rutesheimer Sport- und Kulturvereinigung (SKV) zu einem Freundschaftsspiel in seinen Heimatort Scheibbs ein. Die Tochter Monika kam nur wenige Tage vor diesem Turnier zur Welt. Die Beziehungen verfestigten sich und aus dem Freundschaftsspiel am 15. Juni 1954 entwickelte sich mehr und mehr eine Freundschaft. 

In den 1950er-Jahren fand Schricker Arbeit bei Drescher und zog 1960 mit Frau und Tochter nach Rutesheim. Karl Schricker engagierte sich nun aktiv in der Fußballabteilung der SKV und war hier viele Jahre auch als Jugendtrainer in gleich mehreren Spielklassen tätig. Auch die freundschaftlichen Fußballbegegnungen mit Scheibbs setzten sich durch Besuche und Gegenbesuche fort. In der neuen Wahlheimat zog die Familie Schricker nach einer Zwischenstation im „Kroneneck“ später sogar in die Scheibbser Straße. 

Die beiden Bürgermeister Kurt Schaible und Alois Derfler sowie die Gemeinderäte beider Städte ließen sich in der Folge von einer offiziellen Partnerschaft überzeugen. Am 13. Juli 1972 wurden schließlich die offiziellen Partnerschaftsurkunden unterzeichnet. 

Generationen von Rutesheimern und Scheibbsern – Vereinsmitglieder, Verwaltungsvertreter, Gemeinderäte und Bürgermeister – sorgten in den 50 Jahren für zahlreiche gegenseitige Besuche und eine lebendige Städtepartnerschaft.

Karl Schricker nahm 1982 noch am zehnjährigen Partnerschaftsjubiläum teil. In der Scheibbser Straße wurde ein Gedenkstein aufgestellt. Am 25. Juni 1984 verstarb Karl Schricker und wurde in Rutesheim beerdigt. Die Städte Scheibbs und Rutesheim verdanken seinem unermüdlichen Bemühen um eine länderübergreifende Freundschaft diese nun schon 50 Jahre währende Städtepartnerschaft.

24.10.2022